Nachdem ich letztes Jahr auf meinem ersten Infinity-Turnier war, und trotz des letzten Platzes sehr viel Spaß hatte, habe ich mich dieses Jahr dazu entschlossen, an der DM in Wiesbaden teilzunehmen. Auch wenn “Deutsche Meisterschaft” sehr hochtrabend klingt, handelt es sich um ein “normales” Turnier, für das man keine besondere Qualifikation braucht. Jeder kann sich anmelden. Allerdings war es groß (52 Teilnehmer) und ging über zwei Tage. Dementsprechend aufgeregt war ich, als ich mich auf den Weg machte.
Außerdem ist das Turnier ein sogenannter “Satellite” der Interplanetario (der “Weltmeisterschaft”) in Spanien, und der Sieger bekommt dort einen Platz reserviert. Aber darauf rechnete ich mir sowieso nicht die geringsten Chancen aus.
Wer sich mit Infinity auskennt und sich meine Armeelisten, die ich ins Feld führen wollte, anschauen will, findet sie hier (Liste 1) und hier (Liste 2).
Die Location
Die DM fand in der Jugendherberge Wiesbaden statt und bot damit ein bequemes and angenehmes, wenn auch nicht unbedingt luxuriöses Ambiente. Man konnte entspannt direkt vor Ort übernachten, was ich zweimal in Anspruch genommen habe. Es gab zwei Räume, in denen gespielt wurde. Leider war der eine sehr groß, voll und laut, was dem Spielspaß aber glücklicherweise nicht allzu viel Abbruch tat. Von Frühstück bis zum Abendessen, und einem Kiosk für Snacks und Getränke war für die leiblichen Bedürfnisse ausreichend gesorgt.
Ankunft und Aufbau
Obwohl ich (noch) keinen eigenen Tisch für die Spiele beitragen konnte, reiste ich schon am Freitag Abend an, um mich einzustimmen und mir eine sehr frühe Anfahrt am Samstag Morgen zu ersparen.
Ich hatte Glück, dass meine Tour kaum über die Autobahnen ging, denn insbesondere die Teilnehmer aus dem Norden und Westen hatten große Probleme mit einer Vollsperrung auf der A3. Manche mussten sogar umkehren und konnten erst am Samstag anreisen.
Außer ein paar Kisten zu tragen konnte ich beim Aufbau wenig helfen, denn jeder kennt natürlich seine eigenen Tische am besten und weiß, wie er das Gelände aufstellen will. Aber es gab entsprechend viel zu sehen und zu bestaunen. Ein Google Album mit vielen Fotos von den Tischen findet ihr hier.
Nach einem gemütlichen Abend mit dem einen oder anderen Bier und viel Infinity-Fachsimpelei, ging es kurz nach halb eins ins Bett, um am nächsten Morgen fit zu sein.
Tag Eins – Drei Spiele
Nach dem Frühstück begann es mit der Registrierung und dem Check der eingereichten Armeelisten. Eine kurze Begrüßung – ziemlich kurz, weil wir schon ein Stück über dem Zeitplan waren – und dann startete auch schon die erste Runde.
Spiel 1 – Mindwipe
Wir begannen das Turnier mit der Mission “Mindwipe”, in der man einen gegnerischen Server identifizieren und zerstören muss, der eine verbotene KI enthält. Mein Gegner war “Estugon”, ein Schweizer Spieler, der mir mit seiner ruhigen und extrem kompetenten Art schnell meine Anfangsnervosität nahm. Nur sein Schweizer Zungenschlag stellte mich vor das eine oder andere Problem, insbesondere wegen des hohen Lärmpegels im Raum.
Allerdings nahm mir seine Kompetenz auch schnell alle Hoffnung, ein erstes Spiel gewinnen zu können. Wenn der Gegner alle Werte deiner Einheiten auswendig kennt und die benötigten Würfelwürfe nur so runter rattert, weißt du in Infinity, dass die Chancen als Anfänger nicht gut für dich stehen (er belegte am Ende des Turniers Platz 6). Dazu verlor ich noch den Lieutenant-Wurf gegen seine O12 Liste und befand mich sofort in der Defensive. Ich überstand die erste Runde einigermaßen, und schaffte es auch in meinem Zug, eine Konsole in der Mitte zu aktivieren und den richtigen Server zu identifizieren. Aber danach ging es bergab.
Eine meiner Einheiten (ich spielte Liste 1) nach der anderen wurde ausgeschaltet, und am Ende von Runde 2 stellte ich fest, dass ich keine Einheiten mehr hatte, die seinen Server beschädigen konnten. Der Umbau, den ich noch kurz vor dem Turnier an meiner Armeeliste vorgenommen hatte, war nicht wirklich günstig für Mindwipe.
Immerhin schaffte ich es, mein Classified (Geheimziel) zu erfüllen. Da er zu seinem nicht mehr kam, ging das Spiel “nur” 9:2 für ihn aus – ein Ergebnis, mit dem ich in Anbetracht unseres unterschiedlichen Könnens durchaus zufrieden sein konnte und war. Auch unsere überlebenden Einheiten waren fast gleich stark – wir hatten jeweils die Hälfte der anderen Armee ausgeschaltet. Es fühlte sich an, als ob ich meinem Gegner zumindest ein einigermaßen interessantes Spiel geboten hätte.
Spiel 2 – Countermeasures
Nach dem Mittagessen ging es weiter mit der Mission Countermeasures, in der man möglichst viele Classifieds erfüllen muss. Für das Turnier war die offizielle Version leicht abgeändert, so dass man ein bisschen mehr Kontrolle über die Ziele hatte, was ich sehr gut fand. Ich führte wieder Liste 1 ins Feld. Übrigens gibt es das PDF mit den Regeln und Missionen für das Turnier hier zum Download.
Mein Gegner war “Attex”, der Ariadna gegen mich ins Feld führte, und zwar in einem Aristeia-Stadion. Der tolle Tisch von “Order Monkey” war ein Bausatz der neuseeländischen Firma “Battle Kiwi” und sah grandios aus. Es gab ein paar Bedenken, ob er für Infinity ein bisschen zu wenig Deckung hat, aber das stellte sich im Spiel als größtenteils unproblematisch heraus.
Dieses mal gewann mein Saladin auch den Lieutenant-Wurf, aber dafür versagte mein Hassassin Fiday beim Versuch, sich in die Aufstellungszone des Gegners zu schmuggeln (dafür muss er mit W20 unter 15 würfeln).
Ein Blick auf meine drei Classifieds der ersten Runde zeigte mir, dass ich möglicherweise alle drei würde schaffen können und also konzentrierte ich mich darauf. Zwei konnte ich auch ohne allzu große Probleme erledigen, aber das dritte gestaltete sich sperrig, weil mein Al’Hawwa Hacker einfach sein Spotlight nicht gegen einen Gegner schaffen wollte (Ein Wurf von 14 oder weniger). Nach dem vierten Versuch musste ich es aufgeben, weil der Hacker, der bis dahin tapfer seine Rüstungswürfe gegen einen zweiten Gegner geschafft hatte, doch sein Leben aushauchte. Da es einen Extrapunkt dafür gegeben hätte, wenn ich in einer Runde alle drei Classifieds geschafft hätte, kostete mich das leider 2 Punkte im Endergebnis.
In meiner Konzentration auf die Classifieds vernachlässigte ich es dummerweise, meinem Gegner auch noch etwas Schaden zuzufügen oder mich zumindest wieder in eine bessere Verteidigungsposition zu bringen, und das begann sich in der Folge zu rächen. Sein Angriff per Fallschirm-springendem Wolf (Sergeant Duroc vom Team Mirage-5), der Saladin ausschaltete, kam zwar nicht unerwartet, und ich hatte eine Einheit mit Chain of Command in petto, um den Verlust meines Lieutenants abzufedern, aber insgesamt verlor ich zu viele Einheiten und geriet ins Hintertreffen. In Runde 2 konnte ich noch einmal 2 Classifieds erledigen, aber in Runde 3 nur noch 1, und mein Gegner schaffte den Großteil seiner Ziele.
Der Endstand des Spiels war dann 5:9, aber damit bekam ich immerhin meinen ersten Turnierpunkt für die erzielten 5 Objective Points – ein erster Schritt!
Spiel 3 – Frontline
Das dritte Spiel Infinity an einem Tag – insbesondere in der Turniersituation – empfinde ich als eine echte Herausforderung. Das ging mir schon auf meinem ersten Turnier so, und hier war es nicht anders. Dementsprechend war es wahrscheinlich keine gute Idee, auch noch die Aufstellung zu ändern und Liste 2 ins Feld zu führen. Aber ich hatte sie speziell für die Mission Frontline zusammengestellt und also tat ich genau das.
Frontline ist eine simplere Mission als die meisten anderen auf diesem Turnier, bei der man hauptsächlich den Gegner überwältigen muss, um dann drei Zonen auf dem Schlachtfeld zu dominieren. Mein Gegner “Oger” hatte dafür eine sehr geeignete Armee der Neoterran Capitaline Army, bei ich gerne meinen Fiday eingesetzt hätte, um sein Fireteam aus Neoterran Bolts durcheinander zu bringen. Aber zum zweiten Mal an diesem Tag hatte Saladin das Nachsehen im Lieutenant-Wurf und mein Gegner nahm den ersten Zug.
Mein Gegner stieß mit seinen Clausewitz Uhlan TAG vor, und versuchte direkt gegen meine Maghariba Guard vorzugehen, biss sich an ihr aber die Zähne aus und nahm sogar eine Wunde hin. Allerdings konnte er mit seiner zweiten Kampfgruppe sein Fireteam in eine ausgezeichnete Position bringen, die meine Hälfte des Tisches sehr gut einsehen konnte.
In meinem Gegenzug konnte ich mit der Maghariba zurückschlagen, und seinen TAG ausschalten, und hier begann alles schief zu gehen. Anstatt den TAG komplett zu zerstören, versuchte ich, mit meinem TAG das Fireteam zu bekämpfen, wofür die Chancen wirklich nicht gut standen. Und als ich die beschädigte Maghariba dann mit meinem Ingenieur reparieren wollte, machte der es nur noch schlimmer und zerstörte sie mit zwei verpatzten Würfen.
So dezimiert und mit vielen verschwendeten Befehlen hatte ich meinem Gegner nicht mehr viel entgegen zu setzen. In meinem letzten Zug unternahm der Fiday noch einen verzweifelten Versuch, die Zone vor der Aufstellung meines Gegners zu kontrollieren. Von den vier Modellen, die dort standen, hätte er drei ausschalten müssen. Zwei schaffte er, aber das dritte war dann einfach zu viel.
Wir rechneten ein 6:0 für meinen Gegner aus, nur um zu unserem Schrecken festzustellen, dass wir einen Fehler gemacht hatten. Statt vier Classifieds hatte jeder von uns nur eins gezogen. Nach etwas Grübelei und Rücksprache mit der Orga einigten wir uns schließlich einvernehmlich auf ein 7:2 als Endergebnis.
Der Abend
Mit drei Niederlagen war der Tag augenscheinlich nicht sehr gut für mich gelaufen, aber ich fühlte mich nicht völlig deklassiert und hatte trotzdem ein gutes Gefühl für den nächsten Tag. Spaß hatten die Partien auf jeden Fall alle gemacht, auch wenn die Fehler in der dritten ein bisschen schmerzten.
Nach dem Abendessen gab es noch ein sehr spaßiges Event, eine Partie “Infinity Hunger Games”, bei der acht Spieler mit je drei Figuren und maximal 75 Punkten auf einem Tisch gegeneinander antreten.
Diese wahllose Metzelei war genau der richtige Ausklang des Tages und ich schaffte es mit meiner Ghulam Doc immerhin unter die letzten drei auf dem Tisch. Danach noch ein bisschen Gelaber und ein Bierchen zu Ausklang und dann ins Bett!
Das soll für den ersten Teil des Berichts erst einmal reichen. Der zweite Teil folgt hier!